Newsletter 08/2020

  • Beitrags-Kategorie:Newsletter
  • Lesedauer:9 min Lesezeit

Liebe Freund*innen der Kirchenasylbewegung,

In den letzten Wochen sorgte der drohende Gerichtsprozess gegen die Äbtissin Mutter Mechthild in Bayern für Schlagzeilen. Sie weigerte sich, eine Geldstrafe wegen Gewährung von Kirchenasyl zu zahlen. Der erste Gerichtstermin wurde nun vorerst verschoben. Dennoch ist dieser Prozess nach der Einstellung des Verfahrens gegen den ev. Pfarrer Gampert aus dem Allgäu im letzten Jahr nun eine weitere Stufe der Eskalation von staatlicher Seite. Wir wünschen Mutter Mechthild, den betroffenen Flüchtlingen und allen, die sie unterstützen viel Kraft für die kommenden Monate.

Die Corona-Pandemie bedeutet auch für uns veränderte Formate. Über den Sommer finden mehrere thematische Online-Begegnungen zum Kirchenasyl statt. Alle Infos dazu finden Sie unter II. Wir würden uns freuen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen!

Als ökumenische BAG Asyl in der Kirche sind wir Teil der von Pro Asyl getragenen Kampagne #offengeht. 5 Jahre ist es nun her, dass wir den „Sommer der Migration“ erlebten. Was hat sich seitdem verändert, welche Forderungen bestehen weiterhin und welche sind neu hinzugekommen. Schließen Sie sich an und treten Sie mit uns für ein humanes Asylsystem und Aufnahme von Flüchtlingen ein.

Wenn Sie die Artikel, die wir im „Pressespiegel“ zusammengestellt haben lesen möchten, folgen Sie bitte einfach dem markierten Link auf die Website. Sollten Sie Veranstaltungen organisieren, die von Interesse sein könnten und die wir auf unserer Homepage und im Newsletter bewerben sollen, schreiben Sie uns bitte an info@kirchenasyl.de.

Mit freundlichen Grüßen,

Genia Schenke
Ulrike La Gro

Die BAG finden Sie auch auf Facebook und Twitter!
Sie möchten Kirchenasyle ermöglichen? Jetzt Fördermitglied werden!

 

I. In eigener Sache

Solidarität mit dem „No More Deaths“-Camp in der Wüste von Arizon

Am 31.07. durchsuchte die US-Amerikanische Grenzpolizei (Border Patrol) das Camp der humanitären Organisation „No More Deaths“ in der Wüste des südlichen US-Bundesstaates Arizona. Als Teil der International Sanctuary Delegation hatten wir im November 2019 die Möglichkeit, die Organisation kennenzulernen und das Camp zu besuchen. Freiwillige verpflegen dort verwundete Flüchtende, die es von Mexiko aus über die Grenze der USA geschafft haben. Die Freiwilligen von No More Deaths verteilen vom Camp aus Wasser und Nahrungsmittel in der Wüste und bewahrten so bereits zahlreiche Menschen vor dem Tod. Die Durchsuchung des Camps und die vorübergehende Festnahme von 30 Mitgliedern der Organisation spiegeln die immer rigoroser werdende Abschottungspolitik der US-Amerikanischen Regierung wieder. Ähnlich wie im Mittelmeer wird dort in der Wüste alles getan, um Menschen daran zu hindern, die Grenze zu überqueren. Ihr Tod wird dabei in Kauf genommen. Mehr Informationen zu „No More Deaths“ und zur Situation in den USA finden Sie  hier auf Englisch.

 

II. Online-Angebote der Ökumenischen BAG Asyl in der Kirche

Aufgrund der aktuellen Situation wird unsere diesjährige Jahrestagung ausfallen und stattdessen ein Online-Studientag am 26.09.2020 stattfinden. Auch davor laden wir Sie herzlich ein, mit uns in einen Austausch zu kommen. Zudem werden wir zukünftig regelmäßige Online-Austauschtreffen für Flüchtlinge, die aktuell im Kirchenasyl wohnen, anbieten. Wir bitten Sie, die mehrsprachige Einladung in Ihren Kreisen an Menschen im Kirchenasyl weiterzuleiten.

Wie können Sie an den jeweiligen Treffen teilnehmen?
Schreiben Sie eine E-mail an info@kirchenasyl.de oder rufen Sie uns an: 030 25 89 88 91
Wir schicken Ihnen dann den Link zur Zoom-Konferenz.
Sie haben Interesse teilzunehmen, haben aber dieses Mal keine Zeit? Schreiben Sie uns eine E-Mail oder rufen Sie uns an, dann sagen wir Ihnen beim nächsten Mal Bescheid.

  • 08.2020, 13:00-15:00 Unterbringung im Kirchenasyl

Der Alltag im Kirchenasyl gestaltet sich in jeder Gemeinde oder Gemeinschaft und auch regional unterschiedlich. Von dieser Vielfalt liebt die Kirchenasyl-Bewegung. In den letzten Jahren nehmen wir durch die gestiegene Anzahl an sog. „Dublin-Kirchenasylen“, aber auch durch die vom BAMF auferlegten „Regeln“ eine Vereinheitlichung wahr. Welche Konsequenzen hat das für organisatorische Fragen bezüglich des Kirchenasyl, wie z.B. die Unterbringung? Nach einem Input tauschen wir uns über regionale Unterschiede aus und diskutieren Möglichkeiten und Spielräume.

Zu diesem Treffen sind alle in der Kirchenasyl-Bewegung engagierte und am Thema Interessierte eingeladen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

  • 08.2020, 18:00-19:30 Tag des Kirchenasyls

Am 30.08.1983 starb in Berlin der 23jährige politische Flüchtling Cemal Kemal Altun. Er stürzte sich während seiner Verhandlung aus Angst vor der Abschiebung in die Türkei aus dem Fenster des Gerichtssaals. Zuvor hatte er über ein Jahr in Auslieferungshaft gesessen. Seitdem sind viele weitere Menschen als Folge der Abschiebungspolitik Deutschlands zu Tode gekommen, körperlich oder seelisch verletzt worden. Kurz nach Altuns Tod begann das erste Kirchenasyl in der Berliner Heilig-Kreuz-Gemeinde.

Am 30.08.2020 laden wir ein, uns gemeinsam an Cemal Kemal Altun und die Anfänge unserer Bewegung zu erinnern, aber auch Geschichten aus vergangenen und aktuellen Kirchenasylen zu teilen.

Zu diesem Treffen sind alle in der Kirchenasyl-Bewegung engagierte und am Thema Interessierte eingeladen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

 

III. Aktuelle Statistik

Aktuell zum 11.08.2020

Wir wissen zurzeit von 354 aktiven Kirchenasylen mit mindestens 543 Personen, davon sind etwa 117 Kinder. 325 der Kirchenasyle sind sogenannte Dublin Fälle. 

 

IV. Pressespiegel*

14.07.20 domradio.de
Bund äußert Kritik am Kirchenasyl – Kirchen wehren sich
Ein interner Bericht aus dem Bundesinnenministerium enthält offenbar Kritik am Kirchenasyl. Die Kirchen wiesen die Kritik zurück und übten ihrerseits Kritik an der 2018 beschlossenen Neuregelung des Kirchenasyls.

21.07.20 Süddeutsche Zeitung
Kirchenasyl: Mutter Mechthilds Mission
Die Bedingungen, unter denen noch Kirchenasyl gewährt werden kann, sind härter geworden. Das spüren auch die Benediktinerinnen im oberfränkischen Kirchschletten: Ihre Äbtissin muss sich vor Gericht verantworten.

21.07.20 domradio.de
Mutter Mechthild muss vor Gericht: Einer Äbtissin wird wegen Kirchenasyls der Prozess gemacht
Eine Äbtissin als Angeklagte – das ist etwas Neues, zumindest für die bayerische Justiz. Demnächst muss sich eine Benediktinerin dafür verantworten, dass sie eine junge Asylbewerberin in ihre Obhut genommen hat.

22.07.20 domradio.de
Zwei Münchener Bischöfe über fünf Jahre Willkommenskultur
Vor fünf Jahren sagte Kanzlerin Merkel den Satz „Wir schaffen das“. Der Münchner Hauptbahnhof wurde zum Symbol der Willkommenskultur für hunderttausende Flüchtlinge. Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm blicken zurück und nach vorn.

29.07.20 SWP
Hamburger Pastorin: Viele Kirchenasyl-Fälle werden erst nach Jahren von den Behörden geprüft
Kirchenasyl zu gewähren wird zunehmend erschwert durch die behördliche Praxis, kritisiert Pastorin Dietlind Jochims von der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche. Die Behörden setzen auf Zermürbung, sagt sie.

30.07.20 Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Ulrich Gampert würde wieder helfen
Eine Äbtissin steht in Bayern vor Gericht, weil sie Geflüchteten half. Vor einem Jahr wurde im Allgäu der evangelische Pfarrer Ulrich Gampert schuldig gesprochen, weil er und seine Frau vier Menschen Kirchenasyl gewährten. Sie würden es wieder tun.

 

* Hinweis: Bei den kursiv gedruckten, zitierten Sätzen handelt es sich teilweise um die Anfänge einer Auswahl von Artikeln, die sich in den letzten Wochen mit dem Thema Kirchenasyl beschäftigt haben. Sie geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider. Die Hyperlinks der Überschriften verweisen auf die Quellen, sie sind für ihre Inhalte selbst verantwortlich. Am Erscheinungstag des Newsletters waren alle noch aktuell und zugänglich.

 

 V. Hinweise

V.I Corona-Newsticker von Pro Asyl

Auf der Website von Pro Asyl wurde ein Corona-Newsticker für Geflüchtete und Unterstützer*innen eingerichtet, den wir Ihnen wärmstens empfehlen. Dort finden sich auch Links zu mehrsprachigen Informationen zur aktuellen Lage.

 

V.II Termine

14.08.2020

Online, bundesweit

Unterbringung und Alltag im Kirchenasyl

30.08.2020

Online, bundesweit

Tag des Kirchenasyls

26.09.2020

Online, in Planung

Kirchenasyl aktuell – bundesweiter Online-Workshoptag

 

Hier gibt es den Newsletter_08_2020als PDF