Newsletter 04/2019

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  • Lesedauer:11 min Lesezeit

Liebe Freund*innen der Kirchenasylbewegung,

auch diesen Monat haben wir Pressebeiträge und Neuigkeiten rund um das Kirchenasyl zusammengestellt. Trotz anhaltender Kriminalisierung von Geflüchteten und Gemeinden stellen wir fest, dass sie sich nicht abschrecken lassen. Besonders freuen wir uns, dass die armenische Familie Tamrazyan, deren Kirchenasyl mit Dauer-Gottesdienst in Den Haag international für Aufregung sorgte, endlich einen Aufenthalt in den Niederlanden bekommen hat. Im Februar, kurz nach Beendigung des Kirchenasyls, hatte eine Delegation der BAG Asyl in der Kirche die Gemeinde besucht. Wir waren schwer beeindruckt vom Engagement und Durchhaltevermögen aller Beteiligten.

Den aktuellen Stand der Kirchenasyl-Statistik, Pressemitteilungen und News finden Sie auf unserer Homepage unter www.kirchenasyl.de.

Wenn Sie die Artikel, die wir im „Pressespiegel“ zusammengestellt lesen möchten, folgen Sie bitte einfach dem markierten Link auf die Website. Sollten Sie Veranstaltungen organisieren, die von Interesse sein könnten und die wir auf unserer Homepage und im Newsletter bewerben sollen, schreiben Sie uns bitte an info@kirchenasyl.de.

Mit freundlichen Grüßen,

Genia Schenke Plisch
Ulrike La Gro

 

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I. Aktuelle Statistik

Aktuell zum 09.04.2019

Wir wissen zurzeit von 425 aktiven Kirchenasylen mit mindestens 688 Personen, davon sind etwa 146 Kinder. 376 der Kirchenasyle sind sogenannte Dublin Fälle. 

 

II. In eigener Sache

Familie Tamrazyan bekommt Aufenthaltserlaubnis in den Niederlanden

Die armenische Familie Tamrazyan hat eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Die Familie hatte zuvor monatelang im Kirchen- und Nachbarschaftshaus Bethel in Den Haag ausgeharrt.

Bild: Protestantse Kerk Den Haag

Seit dem 26. Oktober fand in der protestantischen Bethel-Gemeinde Den Haag ein Dauergottesdienst statt, um die Familie, die seit 9 Jahren in den Niederlanden lebt, vor der Abschiebung zu schützen und ein Bleiberecht für sie zu erwirken. Nachdem die Familie bereits vor einigen Wochen das Kirchenasyl verlassen konnte, ist gestern endlich die schriftliche Nachricht über ihren Aufenthalt eingetroffen. Wir beglückwünschen die Familie und die zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützer. Der untenstehende Text ist eine Übersetzung der Mitteilung der Protestantischen Kirche Den Haag vom 26.03.2019:

„Das Kirchenasyl war einer der Faktoren, die zum neuen Regierungsabkommen bezüglich des Kinderpardons (Bleiberechtsregelung für in den Niederlanden geborene Kinder) führten, wodurch die Fälle von etwa tausend Kindern erneut geprüft wurden.
In letzter Zeit bekamen diverse andere Familien zur Freude der Tamrazyans bereits ihren Aufenthalt. Am Dienstag, 26.3.19 kam die erlösende Nachricht für sie selbst, schwarz auf weiß: Die ganze Familie bekommt eine Aufenthaltsgenehmigung. Hayarpi Tamrazyan konnte ihr Glück kaum fassen. Innerhalb weniger als einer Woche kam ihr erster Gedichtband heraus und die Familie bekam endlich die Erlaubnis, in den Niederlanden zu bleiben. “Halte durch, halte durch, ER lässt nicht los”, ist ihre Botschaft an andere, die in Not sind. Sie erfährt die Bewilligung als ein Wunder. In ihrem neusten Gedicht schreibt sie:

Het is wonderlijk
Hoe U alles deed
Via honderden mensen
Via honderden harten

Es ist wunderbar
Wie DU alles tatst
Durch hunderte von Menschen
Durch hunderte von Herzen

Het is wonderlijk
Hoe U ons leven leidt
Langs heuvels van vreugde
Langs diepten van verdriet

Es ist wunderbar
Wie DU unser Leben leitest
Durch Hügel der Freude
Durch Tiefen des Leids

Het is wonderlijk
Hoe groot Uw liefde is
Voor zondige mensen
Voor een gebroken wereld

Es ist wunderbar
Wie groß DEINE Liebe ist
Für sündige Menschen
Für eine gebrochene Welt

Het is wonderlijk
Hoe U ons de weg wijst
De weg van het leven
De weg van de eeuwigheid…

Es ist wunderbar
Wie DU uns den Weg weist
Den Weg des Lebens
Den Weg der Ewigkeit…

Hayarpis Gedichtband „Aards Verdriet & Hemelse Vreugde“ („Irdisches Leid und himmlische Freude“) wurde am Freitag, den 22.März unter großem Andrang im Kirchen- und Nachbarschaftshaus Bethel präsentiert, dem Ort, an dem viele der Gedichte verfasst wurden. Es gibt viel Interesse an dem Band, in dem sich der scharfe Kontrast zwischen der Angst einer jungen Asylsuchenden vor Abschiebung einerseits und ihrem felsenfesten Vertrauen auf Gott andererseits, zeigt. Die Erträge des Gedichtbands gehen übrigens in einen Fonds für das „Kinderpardon“. Die Gebühren für Anträge auf „Kinderpardon“ belaufen sich nämlich auf 164,00 Euro pro Person. Eine Familie mit drei Kindern muss daher 820,00 Euro aufbringen, um einen Antrag einzureichen. Da gerade diese Familien sehr wenig Geld haben, haben die Herausgeber („INLIA“, Internationales Netzwerk lokaler Initiativen mit Asylsuchenden und „Stek“, Stiftung für Stadt und Kirche) einen Notfonds eingerichtet.“

 

III. Pressespiegel*

04.03.19 Neue Westfälische
Wie Bielefelds Kirchenasyl diesen Flüchtling gerettet hat
Seit 25 Jahren kümmert sich ein ökumenisches Netzwerk um Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus. 116 Männer, Frauen und Kinder kamen bislang in Wohnungen unter – und manch ein Helfer für den Einsatz ins Gefängnis

08.03.19 katholisch.de
Gerichtspräsident kritisiert „bizarre Formen“ des Kirchenasyls
Kirchenasyl, weil ein Iraner nach Frankreich abgeschoben wird: Das findet der Präsident des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts „bizarr“. Zwischen der Praxis in der evangelischen und der katholischen Kirche sieht er Unterschiede.

14.03.19 Monitor/ARD
Video: Pfarrer im Visier der Justiz: Ende des Kirchenasyls?
Erstmals in der Geschichte des Kirchenasyls haben Ermittler in Kirchengemeinden und Pfarrhäusern Hausdurchsuchungen durchgeführt und seelsorgerische Daten und vertrauliche Dokumente beschlagnahmt. Gegen fünf Pfarrerinnen und Pfarrer wird wegen Beihilfe zum illegalen Aufenthalt ermittelt, weil sie Flüchtlingen Schutz gewährten.

15.03.19 Solinger Tageblatt
Iraner beendet Kirchenasyl und verschwindet spurlos
Das Kirchenasyl in der evangelischen Luther-Kirchengemeinde hat eine überraschende Wende erfahren: Der 28 Jahre alte, zum Christentum konvertierte Iraner M. hat vergangenen Mittwoch von sich aus die Gemeinderäume an der Neuenhofer Straße verlassen.

19.03.19 Trierer Volksfreund
Keine Ausbildung für den „Prümer Taliban“
Der längst ausreisepflichtige Mann, der als „Prümer Taliban“ bekannt wurde, beschäftigt die Behörden aus dem Berliner Kirchenasyl weiter. Da für ihn bereits ein Platz im Flieger nach Afghanistan reserviert ist, hat das Verwaltungsgericht Trier entschieden, dass er nicht für eine Ausbildung in Deutschland bleiben darf.

22.03.19 Allgemeine Zeitung
Beschlagnahmte Daten zu Kirchenasyl sind eingefroren
Nahezu zwei Monate nach der Durchsuchung von evangelischen Kirchengemeinden im Hunsrück haben die Ermittlungsbehörden die damals beschlagnahmten Unterlagen noch nicht ausgewertet.

29.03.19 taz
Druck auf Geflüchtete und Helfer steigt
Ein Bündnis von über 60 Organisationen ruft am Samstag zu einer „Seehofer wegbassen“-Demo auf, um sich gegen zunehmende Kriminalisierung zu wehren.

30.03.19 Westfälische Nachrichten
Syrerin erhielt Kirchenasyl
Im Gemeindehaus der evangelischen Christuskirche hat eine Frau aus Syrien monatelang Kirchenasyl erhalten. In der Gemeinde wusste kaum jemand davon.


* Hinweis: Bei den kursiv gedruckten, zitierten Sätzen handelt es sich teilweise um die Anfänge einer Auswahl von Artikeln, die sich in den letzten Wochen mit dem Thema Kirchenasyl beschäftigt haben. Sie geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider. Die Hyperlinks der Überschriften verweisen auf die Quellen, sie sind für ihre Inhalte selbst verantwortlich. Am Erscheinungstag des Newsletters waren alle noch aktuell und zugänglich.

 

IV. Hinweise

IV.I Offener Brief an die Bundeskanzlerin

Gemeinsam mit zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen haben wir einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel geschrieben. Gemeinsam fordern wir unter anderem einen Notfallplan für Bootsflüchtlinge, „sichere Häfen“ für Flüchtlinge und ein Ende der Rückführungen nach Libyen. Den Brief gibt es auf unserer Website zum Herunterladen.

 

IV.II Petition gegen die Kriminalisierung des Kirchenasyls

Wir unterstützen den Protestaufruf gegen die zunehmende Kriminalisierung des Kirchenasyls. Solidarität insbesondere mit den jüngst von den Hausdurchsuchungen betroffenen Pfarrerinnen und Pfarrern im Hunsrück!

https://www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-zunehmende-kriminalisierung-des-kirchenasyls

Hintergrund: Am 31. Januar 2019 durchsuchte die Polizei mit richterlichem Beschluss Dienst- und Privaträume von vier Pfarrerinnen und Pfarrern, sowie die Räume von drei landeskirchlichen und einer freikirchlichen Gemeinde im Hunsrück. Sie hatten im letzten Jahr 7 Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Sudan Kirchenasyl gewährt, die im Rahmen der Dublin III Verordnung nach Italien überstellt werden sollten. Zuvor hatte der zuständige Landrat hartnäckig, aber vergeblich versucht, eine Beendigung des Kirchenasyls zu erzwingen. Daraufhin hatte er gegen Gemeinde und Geflüchtete Strafanzeige erstattet, der Vorwurf gegen die Kirchengemeinden lautete „Beihilfe zum illegalen Aufenthalt“. Trotz einer vereinbarten Kooperation drangen Beamte später in kirchliche und private Räume ein und beschlagnahmten ein Handy, Dokumente, sogar seelsorgerische Daten.

Die Initiatorinnen und Initiatoren der Petition freuen sich über Teilnahme und Weiterleitung

IV.III Termine

19.-23.06.19

Dortmund

 

BAG auf dem Markt der Möglichkeiten beim Kirchentag

24.-25.06.19

Berlin

Menschenrechte sind unteilbar
19. Berliner Symposium zum Flüchtlingsschutz

13.-15.09.19

Frankfurt/Main

Jahrestagung der BAG Asyl in der Kirche:
Kirche.Macht.Asyl

 

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