PM: So viele Kirchenasyle wie noch nie

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Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Asyl in der Kirche e.V. veröffentlicht Jahresstatistik 2015

Die Ökumenische BAG Asyl in der Kirche hat ihre Kirchenasylstatistik für das Jahr 2015 veröffentlicht. Im Jahr 2015 erhielt sie Informationen über 620 Kirchenasyle – so viele wie noch nie. „Das zeigt: Eintreten für Geflüchtete und die Wahrung ihrer Menschenrechte ist nötiger denn je“, sagt Dietlind Jochims, Vorsitzende der BAG.

416 Kirchenasyle wurden im vergangenen Jahr neu begonnen. Insgesamt 1.015 Menschen, darunter 243 Kinder und Jugendliche, fanden im Jahr 2015 Schutz in evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden, Kirchenkreisen, Klöstern und Studierendengemeinden und wurden so vor Abschiebung bewahrt. Zusätzlich gab es elf ökumenische Kirchenasyle. Von 332 beendeten Kirchenasylen fanden 323 einen positiven Ausgang, d.h. sie führten mindestens zu einer Duldung.

Von den dokumentierten Kirchenasylen waren 567 so genannte Dublin-Fälle (884 Personen, davon 196 Kinder und Jugendliche), bei denen Abschiebungen innerhalb Europas verhindert werden konnten. Die meisten Menschen im Kirchenasyl sollten nach Italien, Ungarn und Bulgarien abgeschoben werden. Kirchenasyl macht hier einmal mehr auf die Dysfunktionalität des Dublin-Systems aufmerksam, durch das Menschen in Europa hin- und hergeschoben werden.

In vielen Kirchenasylfällen konnte durch die 2015 getroffene Vereinbarung zwischen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)  und Kirchen eine schnelle Lösung gefunden werden, weil auch das BAMF die geltend gemachten Härten anerkannte. Etliche Kirchenasyle konnten im Rahmen der Vereinbarung zudem vor Kirchenasyl gelöst werden.

Im Kontext verstärkter Abschiebungen erscheint die wachsende Zahl der Kirchenasyle jedoch gering: Im Jahr 2015 wurden fast 21.000 Menschen abgeschoben – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Hinzu kamen über 37.000 so genannte „freiwillige Ausreisen“, hauptsächlich in die sogenannten „sicheren Herkunftsländer“.

Die Ökumenische BAG Asyl in der Kirche stellt sich entschieden gegen die massiven Gesetzesverschärfungen, die zu den zahlreichen, vermeintlich „freiwilligen“ Ausreisen führten und immer mehr Menschen in die absolute Perspektivlosigkeit drängen.

Steigende Abschiebungszahlen, immer weitere Asylrechtsverschärfungen, zunehmend härtere Grenzkontrollen: Deutschland und Europa setzen klare Zeichen gegen die Aufnahme von Geflüchteten. Kirchenasyl fordert weiterhin einen genauen Blick auf die einzelnen Menschen und ihre Geschichten, zeigt Menschenrechtsverletzungen und Verfahrensfehler auf. Damit weiß die Kirchenasylbewegung sich nach im Einklang mit den zahlreichen Menschen, die sich nach wie vor für Flüchtlinge und ihre Teilhabe einsetzen. Wir danken allen Menschen, die auf diese Weise für die Rechte von Geflüchteten einstehen.

Die gesamte Übersicht der Kirchenasyle 2015 finden Sie auf unserer Homepage unter www.kirchenasyl.de.

Dietlind Jochims
Vorsitzende der Ökumenischen BAG Asyl in der Kirche e.V.
dietlind.jochims@oemf.nordkirche.de

 

Die Pressemitteilung können Sie auch als PDF herunterladen: PM_06-2016_Jahresstatistik 2015