An alle Kirchengemeinden: Achtung! Nachbarn verschwinden!

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In den letzten Wochen steigen die Anfragen nach Kirchenasyl dramatisch an:
Angesichts des in Kraft tretenden Zuwanderungsgesetzes am 1.1.2005, das humanitäre Regelungen zuläßt und geduldeten Menschen eine Perspektive eröffnet, macht sich in einigen Bundesländern, deren Landkreisen und Ausländerbehörden eine Art „Aufräum-Mentalität“ breit. Um kranke, alte, traumatisierte – langjährig geduldete – Menschen noch rasch vor Jahresende abzuschieben, scheint kein Druckmittel unerlaubt.

Vier Einzelschicksale aus wenigen Tagen
Eine Frau, traumatisiert, seit Jahren in ärztlicher Behandlung, allein erziehende Mutter einer achtjährigen in Deutschland geborenen Tochter soll jetzt abgeschoben werden. Die Klinikeinweisung wegen drohender Suizidalität wurde von Behördenmitarbeitern kommentiert: „Dann holen wir sie da eben raus!“

Ein geduldeter Mann, verwitwet nachdem seine Frau bei der Geburt des letzten Kindes verstarb, soll Ende November mit seinen vier Kindern abgeschoben werden.

Ein altes Ehepaar, beide schwer krank, deren Kinder (mit deutscher Staatsangehörigkeit) sich um ihre alten Eltern kümmern, sollen – notfalls sogar voneinander getrennt – einzeln abgeschoben werden. Der alte Mann brach in der Beratungsstelle zusammen.

Eine gerade volljährig gewordene Gymnasiastin – 15 Jahre in Deutschland – die Eltern genießen Abschiebeschutz, soll aufgrund der erreichten Volljährigkeit allein und vor Abschluss ihrer Ausbildung noch dieses Jahr ausreisen.

Jeden Tag erreichen die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen mehrere solcher Anrufe.

• Wir weisen daraufhin, dass schwer kranke Menschen Schutz genießen, und dass Familientrennung gegen geltendes Recht verstößt.
• Wir fordern Kirchengemeinden auf, wachsam zu sein und sich Menschen in Not nicht zu verschließen.
• Wir bitten Politikerinnen und Politiker, achtsam mit der akuten Notlage von seit langem mit uns lebenden Menschen umzugehen.
• Wir rufen die Öffentlichkeit, Nachbarn, Schulen, Vereine, Kindergärten auf, diese Menschen in Not gut im Blick zu behalten, Kontakt zu Fachkundigen herzustellen, gegebenenfalls Petitionen für diese Gruppe von Mitbürger/innen einzureichen..

“ Unter dem Schatten Deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.“ Psalm 57, 2

Bonn, den 24.11.05
Für den Vorstand Pastorin Fanny Dethloff