Flüchtlinge haben keine Wahl – Ein Umdenken ist erforderlich

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Offener Brief an die Berliner Christ/innen

Berlin, den 15. September 2011.

Als Asyl in der Kirche machen wir auf die Situation von Flüchtlingen in Berlin aufmerksam. Vor der Wahl von Abgeordnetenhaus und Senat rufen wir zur Solidarität mit denen auf, die kein Wahlrecht haben. Sie sind unmittelbar abhängig von den politischen Entscheidungen, die Sie als Bürgerinnen und Bürger mit bestimmen können.

Unsere Sorge gilt den Menschen mit einer Duldung. Sie sind ausreisepflichtig aber können nicht abgeschoben werden. Sie haben zum Teil über Jahre kein Aufenthaltsrecht. Sie leben in Sammelunterkünften oder angemieteten Heimen, dürfen nicht arbeiten und nicht lernen. Sie bekommen nur eingeschränkte Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, dürfen sich nur eingeschränkt bewegen und sind von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.

Als Christinnen und Christen fordern wir von der Politik und von den Verwaltungen ein Umdenken im Sinne der Menschenwürde, die Gott allen Menschen gleichermaßen geschenkt hat. Das bedeutet Aufnahme und Gastfreundschaft anstelle von Abwehr und Abschreckung. In unseren Kirchengemeinden sind wir dazu bereit.

Asyl in der Kirche unterstützt grundsätzlich die Forderungen des Berliner Flüchtlingsrates an den neuen Senat (www.fluechtlingsrat-berlin.de). Insbesondere setzten wir uns dafür ein,

  • dass Flüchtlinge und Geduldete einen Anspruch auf Deutschkurse erhalten,
    dass Kinder nicht an der Schulpflicht gehindert werden,
  • dass Aufnahmelager und Heime besser kontrolliert werden und die Wohnungssuche insbesondere für Familien unterstützt wird,
  • dass die Wohnungssuche erleichtert und die Residenzpflicht aufgehoben wird,
  • dass Alternativen zur Abschiebungshaft erprobt werden und auf Abschiebungen verzichtet wird,
  • dass keine neue Abschiebeeinrichtung beim Großflughafen eingerichtet wird,
  • dass mehr psycho-soziale Beratung angeboten und Beratungsstellen dauerhaft finanziert werden.
  • dass ein Bleiberecht ohne Stichtagsregelung für langjährige Flüchtlinge eingeführt wird (im besonderen Fall auch ohne Sicherung des Lebensunterhaltes).
  • dass das Land Berlin eine Initiative zur Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLGs) unternimmt.

Unsere Sorge gilt den Menschen ohne Papiere. Für sie fordern wir die Ausgabe eines „anonymen Krankenscheins“. Unsere Sorge gilt den besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen, den Traumatisierten, Kranken, den Kindern und Alten. Für sie fordern wir besondere Schutz- und Beratungsbemühungen. Unsere Sorge gilt den Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Europa sind und unter schwierigsten Bedingungen am Rande der EU stranden. Für sie fordern wir ein Ansiedlungsprogramm, an dem sich auch die Kirchen beteiligen.

Asyl in der Kirche bittet die Christinnen und Christen der Stadt, sich in ihrer Wahlentscheidung an den genannten Forderungen zu orientieren.

Asyl in der Kirche appelliert an die Politikerinnen und Politiker, diese Forderungen nach der Wahl auch umzusetzen.

Asyl in der Kirche bietet sich als Diskussionsforum an, um diese Forderungen weiter zu verfolgen.

Bitte nehmen Sie Kontakt zu uns auf (www.kirchenasyl-berlin.de) und spenden Sie für unsere praktische Solidaritätsarbeit.
Kontakt: Pfr.Bernhard Fricke, Tel. 0160 – 9343 82 23, bernhard.fricke@gmx.net