Neue Perspektiven, beunruhigende Fragen, unerwartetes Beschenktwerden

Erfahrungen aus dem Kirchenasyl in St. Bonifatius Dortmund-Mitte im Sommer 2015

„Der IS zerstört den Islam.“ – „Als Muslim bin ich dem Leben verpflichtet.“ – „Ich kann keine Waffen tragen. Als ich meinen Wehrdienst in der syrischen Armee leisten musste und wir trainieren mussten, auf ein Ziel zu schießen, zitterten meine Arme – ich konnte das nicht abstellen.“ – Worte wie diese fielen im Kirchenasyl, das die Katholische Gemeinde St. Bonifatius in den Sommermonaten 2015 einer muslimischen Familie gewährte: Der 34jährige A., seine 45jährige Tante Z., ihre fünf- und sechsjährigen Söhne M. und A. verbrachten dreieinhalb Monate im Gemeindehaus.

Kirchenasyl im Landkreis Dahme-Spreewald, März 2015

Bericht über das Kirchenasyl von A. aus einer kleinen Gemeinde im Landkreis Dahme-Spreewald

Am 30. November 2014 haben die Mitglieder unserer Gemeinde beschlossen dem iranischen Flüchtling aus einem Asylbewerberheim, Herrn A., Kirchenasyl zu gewähren.Herr A. kam im April 2014 aus dem Iran über einen zweitägigen Aufenthalt in Italien nach Deutschland und sollte nun nach der Dublin-Verordnung Deutschland verlassen und zurück nach Italien gehen.

Kirchenleute heute

Dietlind Jochims, Pastorin in Hamburg, Mai 2014

Sharif ist 16. Er spielt für sein Leben gerne Fußball und träumt davon, einmal ein berühmter Fußballer zu werden.
Seine momentanen Wünsche aber sind  viel bescheidender: Er möchte in Freiheit leben.

Billertshausen 2013

Muslime finden Schutz hinter kirchlichen Mauern

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Einer fünfköpfigen Familie aus Somalia droht die Abschiebung nach Italien. Die Pfarrfamilie Bernbeck in Billertshausen gewährt den Flüchtlingen Kirchenasyl in ihrem Haus.

Link zum Internet

Kirchenasyl in Saarbrücken 2012

Horst-Peter Rauguth, Diakon im Gemeindedienst und Geistlicher Beirat von pax christi Deutschland

A ist Tadschike und seine Muttersprache ist Dari. Er kommt mit 17 Jahren aus Afghanistan über Iran, Türkei, Italien und Frankreich nach Deutschland…

 

Cuxhaven 2012:  Schutz in den Räumen der Kirche

Ein Bericht über ein Kirchenasyl für eine syrisch-kurdische Familie

(Auszug aus dem Gemeindebrief der Ev.-luth. Gnadenkirche Cuxhaven)

„Überall hin nur nicht nach zurück nach Italien“, fleht uns die junge schwangere Mutter aus Syrien an. Kurz vor Weihnachten bittet eine vierköpfige Familie den Kirchenvorstand der Gnadenkirche, ihr Kirchenasyl zu gewähren. Der Familie droht eine Rücküberstellung nach Italien…

Duisburg 2012: Bericht über ein Kirchenasyl im Rahmen der Dublin-II-Verordnung

Wolf-Dieter Just, Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche NRW e.V.

Dublin II und Kirchenasyl
Ein Beispiel für mangelnden Menschenrechtsschutz durch den Staat Ich will dies am Beispiel eines Flüchtlings veranschaulichen, der von Anfang August bis Anfang September 2010 Kirchenasyl bei uns in Duisburg erhalten hat. Es ging um einen 19-jährigen Flüchtling aus Guinea, M.D., der seit über 5 Jahren auf der Flucht war, d.h. seit seinem 14. Lebensjahr…

Bericht als PDF-Datei: Wolf-Dieter Just_Duisburg 2012

22.09.2012: Deutschlandradio Kultur berichtet über die Erfahrungen einer Greifswalder Gemeinde in der Begleitung von Familie S.  im Kirchenasyl von Januar bis Juni 2012.

Nathalie Nad-Abonji im Gespräch mit Familie S. und Pfarrer Gürtler.

Link zum Interview
Weitere Informationen

Nürnberg-Mögeldorf 2011: Bericht aus einem bayerischen Kirchenasyl

Anne und Kuno Hauck, März 2012

Dokument als PDF-Datei: Bericht aus dem Kirchenasyl in Mögeldorf

A. mit dem UnterstützerInnen Kreis

Oktober 2009 Montreal, Québec (Kanada):

Fast vier Jahre Kirchenasyl in der katholischen St. Gabriels Church

Von Januar 2006 bis Oktober 2009 lebte Abdelkader („Kader“) Belaouni im Kirchenasyl in der katholischen St. Gabriels Church, da ihm die Abschiebung drohte.

Zur Vorgeschichte: Kader floh 1996 im Zuge des Bürgerkriegs aus Algerien und lebte in den USA. Eine Rückkehr nach Algerien blieb temporär, da er nach wie vor dort keine Sicherheit vorfand. War es Kader trotz seiner Blindheit zunächst möglich, in den USA eine eigenständige Existenz aufzubauen, brachten die verschärften Sicherheitsvorkehrungen nach dem 11. September 2001 erneute Unsicherheit mit sich. Kader wurde wie alle über 16jährigen Männer aus einer Reihe muslimisch geprägter Länder zu einer speziellen Registrierung aufgefordert, die einen verunsichernden Verlauf nahm und im Zuge derer sein Pass konfisziert wurde. 2003 floh er weiter nach Kanada und beantragte dort die Anerkennung als Flüchtling.

In Kanada tat Kader alles, um ein eigenständiges und sicheres Leben führen zu können. Er engagierte sich in verschiedenen Bereichen und baute sich ein großes soziales Netz auf. Seine Blindheit erschwerte es, einen bezahlten Arbeitsplatz zu finden, zumal er aufgrund seines Status aus bestehenden Förderprogrammen für Blinde ausgeschlossen ist. Andererseits wird ihm wegen des fehlenden Arbeitsplatzes kein Aufenthaltsstatus erteilt.

Im Januar 2006 wurde die Abschiebung konkret angekündigt, woraufhin ihn die katholische Gemeinde St. Gabriel ins Kirchenasyl aufnahm. Begleitet wurde das Kirchenasyl von einer umfangreichen Unterstützungskampagne für Kader. Kader nutzte die Zeit des Kirchenasyls dafür, sich für verschiedene soziale Projekte einzusetzen. Er produzierte regelmäßig eine Sendung aus dem Kirchenasyl, die von einem unabhängigen Radio ausgestrahlt wurde. Die Vernetzung mit Flüchtlingsschutzinitiativen, internationalen NGOs und mit anderen Kirchenasylgemeinden in Kanada trieb er persönlich voran. Im Februar 2007 hatten wir die Gelegenheit, Kader im Kirchenasyl in der St. Gabriels Church in Montreal zu besuchen. Die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V. unterstützte die Bemühungen um ein Aufenthaltsrecht für Kader in Kanada. Zum Erfolg gratulieren wir herzlich!

Kopenhagen/Dänemark 2009: Kirchenasyl polizeilich geräumt

Solidaritätserklärung der  Ökumenischen BAG Asyl in der Kirche vom 14.08.2009: Kopenhagen Solidaritaet
Kommentar (Fanny Dethloff): Kommentar-Bruch des Kirchenasyls in Kopenhagen

Juni 2007 Kirchenasyl in Erfurt beendet

Die kurdische Familie S, die im August 2005 Asyl in der Erfurter Lutherkirche (Evangelisches Kirchspiel Martini-Luther) suchte, konnte im Frühjahr 2007 die Kirche mit einer Duldung verlassen. Im Juni 2007 wurde dann der Familie nach der IMK-Bleiberechtsregelung eine Aufenthaltserlaubnis erteilt.

Damit hat die im Herbst 2004 begonnenen Angst vor einer Abschiebung in die Türkei endlich ein Ende. Die Arbeitsverhältnisse konnten wieder aufgenommen und ein eigener Wohnraum bezogen werden.
Der Familienvater reiste schon 1994 ein, die Ehefrau mit Sohn zwei Jahre später. Der in Erfurt geborene Sohn ist unterdessen 9 Jahre alt und die Familie hatte längst ihren Lebensmittelpunkt in Erfurt gefunden als ab Herbst 2004 vehement die Abschiebung der Familie behördlicherseits eingeleitet wurde.
Unverständnis und Empörung über die geplante Abschiebung solidarisierte viele Menschen in der Stadt. Die Anwältin konnte mit Antrag an die bevorstehende Härtefallkommission noch eine zeitweilige Duldungsverlängerung bis zum Juli 2005 erwirken. Um der dann bevorstehenden Abschiebung zu entgehen erfolgte die Flucht in die Kirche.

Ein UnterstützerInnenkreis, bestehend aus einem breiten Bündnis von Gemeinde und Freunden, KirchenvertreterInnen, Flüchtlingsrat Thüringen e.V., Parteien, ÄrztInnen, anderen Kirchgemeinden u.v.m., halfen der Familie diese kritische Zeit von 1 ½ Jahren auf engstem Raum zu überstehen und vor allem die Hoffnung für einen doch noch möglichen Aufenthalt in Deutschland wach zu halten. Der engste UnterstützerInnenkreis hielt wöchentlich, manchmal sogar täglich Kontakt mit der Familie, half bei der Organisation des Alltags, übernahm Behördenkontakte und die Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam wurde gebangt und gezweifelt, aber sich auch gegenseitig Mut zugesprochen. Das hat uns alle verändert und wachsen lassen.

So äußerte sich die Pfarrerin der Lutherkirche:
»Rückblickend möchte ich die Zeit des Kirchenasyls wertschätzen – so schwer es auch für die Familie war: hier hat sich das gezeigt, was von der Politik gefordert und oft als mangelhaft beklagt wird: eine engagierte BürgerInnengesellschaft hat sich in Ausländerfreundlichkeit geübt. Das sind doch die positiven Seiten einer lebendigen Demokratie. Diese engagierte BürgerInnengesellschaft hat Menschen quer durch alle etablierten Parteien und soziale Schichten und unabhängig von Religion und Weltanschauung zusammengeführt.
Jetzt im Rückblick muss ich sagen, wie unglaublich alles war, dass wir Kraft hatten, dass immer Menschen da waren, immer die richtigen zur richtigen Zeit, die helfen und spenden konnten. Und unsere wertvolle Gemeinschaft wie jede und jeder mit ihrer /seiner besonderen Gabe wichtig war. Hier war etwas spürbar, das über menschliche Vernunft und Planung hinausweist. Und vor allem, wenn wir unter Gottes Liebe etwas beginnen, dann schenkt er auch seinen Geist dazu, da wachsen Menschen über sich selbst hinaus. Das habe ich vorher nicht gewusst (nur manchmal blind gepredigt). Es war eine dichte Zeit!«

Februar 2006 Bad Schussenried:

Abschiebung nach Syrien konnte dauerhaft verhindert werden

Im Oktober 2005 entschied das Verwaltungsgericht Sigmaringen, dass Familie Abdullahad aus Syrien nicht abgeschoben werden kann. Im Februar 2006 erhielt sie eine befristete Aufenthaltserlaubnis, die in eine unbefristete Niederlassungserlaubnis umgewandelt werden soll. Vorangegangen sind 14 Jahre in Deutschland, in denen die Situation der Familie von Unsicherheit und Angst geprägt war. Zehn Monate davon fanden sie Schutz im Kirchenasyl. Dies war im Jahr 2000.

Die Gemeinde freut sich mit der Familie über den – wenn auch späten – Erfolg und feierte am 9. April 2006 einen Dankgottesdienst. In der Predigt hält Pfarrer i.R. Horst Oberkampf Rückschau auf viele gemeinsame Erfahrungen in und mit dem Kirchenasyl.

2003 Einfeld:

Erfolgreiches Kirchenasyl für Jugendliche aus der Republik Kongo

Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Einfeld nahm für 4 Monate ein junges Mädchen aus der Republik Kongo auf, das getrennt von der Familie abgeschoben werden sollten. Im Erntedankgottesdienst 2003 konnte gefeiert werden, dass eine Aufenthaltsbefugnis für 2 Jahre erwirkt werden konnte.

Schäuble, Martin
Asyl im Namen des Vaters
Berlin 2003.

Gerst, Gaby/Lipp, Willi
»Wir haben es uns nicht ausgesucht«
In: Mette, Norbert u.a. (Hg.), Brücken und Gräben. Sozialpastorale Impulse und Initiativen im Spannungsfeld von Gemeinde und Politik
Münster 1999.

Guth, Hans-Jürgen /Rappendecker, Monika
Kirchenasyl – Probleme – Konzepte – Erfahrungen
Mössingen-Talheim 1996.

Pilgram, Martin (Hrsg.)
Wir wollen, daß ihr bleiben könnt –    Kirchenasyl in Gilching
Idstein 1995.

Wagemann, Gertrud
Zuflucht in Berlin
Berlin 1989.